16. März 2018

Wer bekommt bedingungsloses Grundeinkommen?

6  Kommentare

„Nazi!“

„Rassist!“

„Rechtspopulist!“

 

In dieser Zeit müssen deutsche Staatsbürger vorsichtig sein, wenn sie strengere Einwanderungsregelungen fordern – und sei es auch zum Schutz der eigenen schon bestehenden Sozialsysteme, die noch nichts mit einem Grundeinkommen zu tun haben.

Doch wenn wir uns darüber Gedanken machen wollen, wer ein bedingungsloses Grundeinkommen ausgezahlt bekommt, dann muß logischerweise auch klar definiert werden, wer zu einem solchen Sozialsystem gehört und wer nicht.

 

Die Frage nach den Grenzen und dem möglicherweise notwendigen Schutz der Grenzen eines solchen Sozialsystems ist in diesen turbulenten Zeiten zwar unbequem, allerdings unumgänglich.

 

Wie sich die BGE-Bewegung die Veränderung von Arbeitswelt und Sozialsystem im Sinne der Ethik vorstellt

Hinter dem bedingungslosen Grundeinkommen steckt die Idee, daß jeder Mensch einen gewissen Freiraum bekommt sich seine Arbeit auszusuchen.

Wer ein bedingungsloses Grundeinkommen bekommt, müßte nicht so schnell in Existenzangst verfallen, falls er mal seine Arbeit verlieren sollte.

Ein gewisser monatlicher Geldfluß ist schließlich gesichert.

Er würde auch deshalb mehr Mut haben seine Anstellung zu kündigen, wenn ihm die Arbeitsatmosphäre oder auch die Tätigkeit an sich nicht zusagt.

Für jeden Angestellten und jeden Gang in die selbstständige Unternehmertätigkeit könnte ein bedingungsloses Grundeinkommen ein Mehr an Freiheit bedeuten.

 

Man verspricht sich davon auch, daß Unternehmen insgesamt vermehrt darauf achten müssen, daß mehr und mehr die Einfühlsamkeit im Arbeitsalltag seinen Platz bekommt und daß sich parallel dazu diese Empathie auch in der Außenwelt des Unternehmens zeigen muß.

Unternehmen könnten also immer weniger gut gegenüber Natur und Mensch rücksichtslos sein und dadurch letztlich unethische Produkte und Dienstleistungen verkaufen.

Ethische Produkte würden immer günstiger werden.

Unethische Produkte hingegen würden immer teurer werden.

 

In der Vorstellung wäre es eine Welt, in welcher endlich „soziale Gerechtigkeit“ besteht und auch die Ethik in die Wirtschaftswelt einkehrt.

Um diese Gedanken nun Wirklichkeit werden zu lassen, muß jedoch auch die Frage bewegt werden in welchem Rahmen ein solches Vorhaben umgesetzt werden soll und kann.

 

Ein geschlossenes oder ein offenes Sozialsystem?

Die Idee des Grundeinkommens könnte funktionieren.

Die Kernfrage, die wir uns dabei allerdings schon gleich zu Beginn stellen sollten, ist, ob es sich bei dem auf einem Grundeinkommen basierenden Sozialsystem um ein geschlossenes oder ein offenes System handeln kann.

Wer bekommt wann ein bedingungsloses Grundeinkommen zugesprochen?

Wer über einen gesunden Menschenverstand verfügt, dem dürfte einleuchten, daß ein Sozialsystem leichter in einem geschlossenen und geschützten Rahmen aufrechtzuerhalten ist, als in einem nicht vorhandenen Rahmen.

 

Denn mal rein hypothetisch angenommen nur ein einziges Land auf dem gesamten Erdball bietet soziale Leistungen wie beispielsweise ein bedingungsloses Grundeinkommen an.

Parallel dazu gäbe es für Menschen, die (noch) nicht in jenem Land leben und arbeiten, allerdings die Möglichkeit ebenfalls ungehindert das bedingungslose Grundeinkommen zu beziehen.

Sei es durch ungehinderte Migration, sei es durch gesonderte behördliche Regelungen, womit auch Ausländern bedingungslos ein Grundeinkommen gestattet wird.

Was würde dann passieren?

 

Könnte es sein, daß die soziale Idee und der soziale Friede am Ende sogar geopfert wird und wir stattdessen amerikanisch-kapitalistische Verhältnisse bekommen würden, weil mehr aus dem Topf für soziale Leistungen herausgenommen als eingezahlt wird?

Falls wir an dieser Stelle der politischen Korrektheit wegen nicht bereit sind über Ein- und Auszahlungen logisch(!) nachzudenken und entsprechend zu handeln, bekommen wir am Ende also etwas, was gerade die größten Verfechter von „sozialer Gerechtigkeit“ am wenigsten wollen…!

 

Die Feigheit vor dem politisch nicht korrekten Denken, zeigt hier einen nicht zu unterschätzenden Widerspruch bei politisch links orientierten:

Wie kann man sich nachhaltig für ein bedingungsloses Grundeinkommen einsetzen, wenn man es sich verbietet auch mal „politisch unkorrekt“ zu denken und stattdessen den Kollaps eines Sozialsystems in Kauf nimmt?

 

Wir bekommen an dieser Stelle also eine Vorstellung davon, daß sich bedingungslose „Refugees-Welcome-Parolen“ und das bedingungslose Grundeinkommen irgendwie beißen.

Und dabei stellt sich schließlich auch die Frage, ob diejenigen, die sich anmaßen für „soziale Gerechtigkeit“ zu stehen „betriebsblind“ geworden sind und mit ihren Taten eher das Gegenteil bewirken.

Gut gemeint ist schließlich nicht immer gut gemacht.

 

 

Es läuft auf eine Entscheidung hinaus

Politisch linksorientierte Grundeinkommensbefürworter müssen für sich eine Entscheidung treffen:

 

Entweder sie sind FÜR ein bedingungsloses GRUNDEINKOMMEN und GEGEN bedingungslose EINWANDERUNG.

Oder sie sind GEGEN ein bedingungsloses GRUNDEINKOMMEN und FÜR eine bedingungslose EINWANDERUNG.

Beides parallel funktioniert nicht und geht an Realität und Machbarkeit vorbei!

(Anmerkung: Diese Entscheidung ist nicht nur in Bezug auf ein zukünftiges Grundeinkommen sondern auch in Bezug auf das gegenwärtige Sozialsystem zu fällen!)

 

Falls dem politisch linksorientierten Grundeinkommensbefürworter die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens wirklich so wichtig ist, dann muß er bereit sein „politisch unkorrekt“ und ein „Rassist“ zu werden.

Er müßte für strengere Einwanderungsregelungen plädieren.

Er würde dieses Mal also die „Nazikeule“ nicht selber schwingen sondern sie auch mal von der anderen Seite zu spüren bekommen.

 

Sollte der politisch linksorientierte Grundeinkommensbefürworter jedoch an seinem politisch korrekten Denken festhalten und keine Einwände gegen eine bedingungslose Einwanderung haben, dann gibt er damit jenen geschützten Rahmen auf, in welchem eine Gesellschaft mit einem Grundeinkommen gedeihen könnte.

Demnach kann dieser Grundeinkommensbefürworter allerdings nicht wirklich für das bedingungslose Grundeinkommen sein, weil er ja bereit ist den Rahmen für seine politische Korrektheit zu opfern.

Von daher ist es fraglich, ob er überhaupt noch als Grundeinkommensbefürworter bezeichnet werden kann und ob man sich noch die Mühe macht ihn in diesem gelebten Widerspruch zuzuhören.

 

Jeder Mensch, dem die Idee des Grundeinkommens am Herzen liegt, muß deshalb Farbe bekennen!

Ein bißchen schwanger geht nicht!

 

„Ich kenne deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest! So, weil du lau bist und weder kalt noch warm, so werde ich dich ausspeien aus meinem Mund.“

Offenbarung 3:15,16

 

Die einzige Möglichkeit sich der Entscheidung nicht stellen zu müssen

Es gäbe durchaus noch einen Sonderfall.

Einen Fall, in welchem ein Grundeinkommensbefürworter nicht für eine strengere Einwanderungsregelung plädieren und auch nicht von der Idee des Grundeinkommens loslassen müßte.

 

Diese Möglichkeit bestünde, wenn es keine Nationalstaaten und überall auf der Welt ein Grundeinkommen in gleicher Höhe gäbe.

Diese Regelung und Organisation müßte dann von einer Art Weltregierung durchgeführt werden.

Daß dann das Geld sehr wahrscheinlich überall auf dem Globus auch ein und das selbe ist, ist naheliegend.

 

Doch eine solche Zukunft von Weltregierung und Weltwährung wird schon von so vielen „Verschwörungstheoretikern“ unter dem Schlagwort „Neue Weltordnung“ (NWO) hochgekocht.

Das Dumme ist nur, daß es an dieser Stelle nun einer klaren Entscheidung gegen die eine Weltregierung und ein mögliches Weltgrundeinkommen bedürfte, damit die „Verschwörungstheoretiker“ am Ende kein Recht behielten…

 

 

Fazit

Wer pro Grundeinkommen ist, ist entweder ein „Rassist“ oder jemand, der den „Verschwörungstheoretikern“ Recht gibt.

Wer kontra Grundeinkommen ist, ist sehr wahrscheinlich kein „Rassist“ und spielt auch den „Verschwörungstheoretikern“ nicht in die Karten.

 

Dabei wird offensichtlich, daß die politisch korrekte Denke die Verwirklichung von nachhaltig stabilen Sozialsystemen blockiert, so daß dadurch am Ende niemand ein bedingungsloses Grundeinkommen bekommt.

 

Daraus ließe sich nun schließen, daß demzufolge herkömmliche Sozialsysteme – und dazu zähle ich auch die klassische Vorstellung eines Grundeinkommens – nur mit einer Form von Patriotismus zu bewerkstelligen wäre. 

Wer bei diesem Satz Angst vor einer Wiederbelebung des Nationalsozialismus hat, sollte diese Angst zum Anlaß nehmen das eigene auf starren Staatskonstrukten und starren Sozialsystemen basierende Denken in neue Bahnen zu lenken.

 

Denn es ist doch offensichtlich, daß alle alten Staatskonstrukte und Sozialsysteme mitsamt der gesamten Parteienlandschaft – also einschließlich der AfD! – die soziale Frage NICHT werden lösen können!

Anstatt also immer wieder den alten Wein durch neue Schläuche fließen zu lassen oder auch politisch-medial eine neue Sau durchs Dorf zu treiben, sollten wir uns intensiver mit einem organischen Gesellschafsaufbau beschäftigen.

 

Die soziale Dreigliederung von Rudolf Steiner wäre beispielsweise ein solcher Ansatz, an welchem wir versuchen könnten anzuknüpfen.

Die Gefahr dabei ist allerdings, daß wir von unserem oberflächlichen Denken und Handeln werden loslassen müssen.

Und welcher Liebhaber von Populismus – egal ob linker oder rechter und egal ob Sender oder Empfänger – kann das schon wirklich wollen…?

 

Weitere Artikel und Gedanken rund um das bedingungslose Grundeinkommen findest Du hier.

 

Martin Matzat

Martin Matzat ist Philosoph, Referent, Autor sowie Erkenntnis- und Ideologieforscher. Der Dipl. Wirtschaftsingenieur, den die Lösung der sozialen Frage umtreibt, ist bis zur erkenntnistheoretischen Grundlage unserer Weltbilder vorgedrungen und sieht darin die Ursache gegenwärtiger und sich zukünftig wiederholender Ideologien.

Bisher veröffentlichte Bücher:
- Bewußtsein sucht Geld & Freiheit – Finanzielle Freiheit und Networkmarketing im gesellschaftlichen Kontext (2019)
- Die Matrjoschka-Matrix – Erkenntnis und Wahrheit (2020)


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  • »Ich möchte sogar weitergehen und behaupten, die einzige Möglichkeit, wie ein Land einer Migrationsproblematik ausweichen kann, ist, sich selbst ärmer und schlechter zu machen. Wir sollten darüber nachdenken, ob wir dies wirklich wollen!«
    Marina Weisband

    Intelligenter wäre es auf Dauer, die Menschen in ihren Heimatländern bei der Aufbau einer eigenen Existenz mittels regionaler Subsistenzwirtschaft zu unterstützen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Subsistenzwirtschaft

    Dafür müsste man allerdings Abschied von der westlichen Wirtschaftsideologie (Export-Wettbewerb) nehmen und einen echten Freihandel zulassen, bei dem z.B. wir Europäer unsere Märkte für die Produkte dieser Länder komplett öffnen und es dabei zulassen, dass diese wiederum ihre Märkte vor unseren hochsubventionierten Produkten schützen können (nicht jedes kleine Land kann wie China eine solche Handelspolitik alleine durchsetzen):
    http://taz.de/Debatte-TTIP-und-Fluechtlinge/!5232702/

    Ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) könnte dabei – schon auf bescheidener Basis – dem Hunger in der Welt wirksam begegnen. Denn die Menschen brauchen nicht als Erstes ein politisches System, freie Wahlen oder soziale Marktwirtschaft, sondern das Nötigste zum Überleben. Ob durch Gebühren auf Finanztransaktionen oder andere Abgaben – es ließe sich problemlos weltweit finanzieren:
    http://bgekoeln.de/projekte/index.html

    Wer über diese (und eventuell weitere) Alternativen zur gegenwärtigen Politik lieber nicht weiter nachdenken möchte, sollte sich jedoch bewusst sein, dass die Flüchtlingsströme in Zukunft nicht von alleine abnehmen werden:
    http://www.hintergrund.de/201508223637/feuilleton/zeitfragen1/vorboten-einer-neuzeitlichen-voelkerwanderung.html

  • Diese Frage stellt sich doch nur, wenn wir im alten Geldsystem operieren (denken, diskutieren, planen etc.) Denn natürlich(?) geht deine Frage, WER ein Recht auf ein bGE hat einher mit der Frage, WIE ein bGE finanziert werden soll (bzw. WER dies finanziert – Stichwort: Schweiz). Und ehrlich gesagt, gefällt mir die Richtung nicht, in der sich dieser Blog zu entwickeln scheint (schon das Titelbild „suggeriert“), denn damit wird „nur“ ein DIVIDE in Gang gesetzt, welches a) total unnötig ist und b) sich nur in Gang setzen lässt, wenn wir im alten Geldsystem bleiben.
    Wie ich ja bereits gezeigt hatte, gibt es ja schon PRAKTIZIERTE ALTERNATIVEN einer FINANZIERUNG des bGE, jenseits der herkömmlichen „sozialen Leistungen“ durch einen Staat.
    Bei „Mein Grundeinkommen“ würde sich diese Frage z.B. überhauppt nicht stellen, denn solange ein Mensch KONSUMIERT – global oder lokal – (was wohl jeder in der ein oder anderen Weise tut) und bei MGE dabei ist, hat er eine Chance wie alle, ein bGE zu erhalten. Und je mehr Menschen daran teilnähmen, umso größer wäre die Chance für alle – bis hin zu einem „geregelten bGE“, welche allein durch KONSUM finanziert würde.
    Eine andere Möglichkeit bietet das wirtschaftsbionische System der „Natürlichen Ökonomie des Lebens“. Denn bei der NÖdL würde die Geldschöpfung z.B. allein durch die EINWOHNERZAHL eines Staates geregelt und somit wäre „theoretisch“ für jeden Menschen – einfach dafür, das er „da ist“ sein bGE gesichert (deshalb der „traditionelle Gruß: „Tausend Dank, das Du bei uns bist!“)
    Die NödL würde sogar einen entgegengesetzten Effekt forcieren, denn jeder Staat hätte ein ENORMES Interesse daran, seine EINWOHNERZAHL zu erhöhen!
    Ich vermisse in diesem Blog LÖSUNGEN – das übliche „scharfmachen“ von und zu Themen gibt es schließlich zuhauf. Ich habe auch nichts gegen „Aufklärung“. Aber wo schon (genügend) Aufklärung da ist, da sollten endlich LÖSUNGEN her!

    • Lieber Michael,

      „Ich vermisse in diesem Blog LÖSUNGEN – das übliche „scharfmachen“ von und zu Themen gibt es schließlich zuhauf. Ich habe auch nichts gegen „Aufklärung“. Aber wo schon (genügend) Aufklärung da ist, da sollten endlich LÖSUNGEN her!“

      Also ich habe es in dieser Artikelserie zum BGE bis hier hin bestimmt schon zwei oder dreimal angedeutet, wenn wir uns über Lösungen auf gesellschaftlich-geldlicher-politischer Ebene Gedanken machen wollen.
      Und zu allem Überfluß sogar in diesem Artikel im letzten Absatz…

      Die individuelle Lösung deute ich auch immer wieder an.
      Aber ich könnte mir vorstellen, daß auch genau das der Grund ist, warum über den von mir erwähnten gesellschaftlichen Lösungsansatz hinweggelesen wird. 😉

      Liebe Grüße
      Martin

    • Daß das Grundeinkommen ein Menschenrecht ist, so weit würde ich nicht gehen wollen.
      Wohl aber stimme ich dem zu, daß unsere wirtschaftlich-staatlichen fragwürdigen Aktionen nach dem Resonanzprinzip dazu führen, daß Menschen von den angehäuften Reichtümern nun etwas abhaben wollen.

      Dadurch wird in jenem Interview allerdings demzufolge auch indirekt gesagt, daß das Grundeinkommen eine Symptombehandlung ist.

  • Ich möchte in diesem Zusammenhang auf das Büchlein von Karl Stickler „Wie das bedingungslose Grundeinkommen …“ hinweisen, in dem er die wichtige Frage stellt, ob mit dem BGE einige Personen an den Rand der Gesellschaft driften werden …

    Cornelia Patt

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