Beginnen wir zur Klärung des Warums für geisteswissenschaftliche Räte mit einem kleinen Rückblick über die bisherige Artikelserie:
Versetzen wir uns in die Lage von Ahriman, der den gegenwärtigen geistigen Kampf für sich entscheiden möchte, dann wird er ähnliche Gedanken hegen, wie die heutigen Militärstrategen:
Anstatt nur vorne an der Front den Kampf aufzunehmen, muß er hinter die feindlichen Linien kommen und dort von Innen(!) der Infrastruktur und Logistik die Kraft, Effektivität und Effizienz nehmen, damit der Nachschub zur Front ins Stocken gerät.
(Anmerkung: Deshalb führen viele westliche Staaten und Medien gegenwärtig auch Krieg gegen die „eigene“ Bevölkerung.
Die größten von Ahriman geschickten Saboteure haben es ins Innere der Völker und somit bis in die höchsten politischen Ämter geschafft.)
Wenn es nun aber eigentlich die Anthroposophen sein sollten, die um die von Ahriman ausgehende Gefahr wissen, und sie demzufolge auch diejenigen sein sollten, die Ahriman am besten geistig niederringen könnten, dann muß Ahriman schon lange vor dem heutigen Tag seine Saboteure auch ins Herz der anthroposophischen Bewegung geschickt haben, damit die ihm begegnende Front aufrichtiger und mutiger Anthroposophen relativ schwach besetzt ist.
Beherrscht Ahriman das anthroposophischen Zentrum, dann beherrscht er die anthroposophische Bewegung.
Beherrscht Ahriman die anthroposophische Bewegung, dann beherrscht er die gesamte Menschheitsentwicklung.
Beherrscht Ahriman die deutsche Kultur, dann beherrscht er einen Großteil der Menschen, die auf Grund der Sprache als erstes Zugang zur Anthroposophie finden könnten.
Strategieüberlegungen für die anthroposophische Bewegung
In den vorigen Artikeln hatte ich bereits umschrieben, warum Ahriman in Dornach ziemlich stark vertreten ist und damit die Geschehnisse rund ums anthroposophische Zentrum am Goetheanum z.T. sehr stark beeinflußt.
Vom Vorstand der anthroposophischen Gesellschaft war während der Corona-Monate beispielsweise keine Gegenwehr zum ahrimanischen Narrativ zu erkennen.
Im Gegenteil: Das ahrimanische Narrativ wurde weitestgehend gestützt.
Somit wird von jener Seite auch in näherer Zukunft wohl kaum etwas zu erwarten sein, was den ahrimanischen Narrativen Paroli bietet und zugleich bei den nach Neuorientierung suchenden Menschen Interesse für die Anthroposophie bieten kann.
Aus diesem Grund wird sich auch die anthroposophische Bewegung neu orientieren müssen.
Deshalb folgende Überlegung:
Wie effektiv ist Ahrimans Kampfstrategie, wenn sich die anthroposophische Bewegung zumindest zeitweise dezentralisiert?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß alleinige Speerspitzen schnell abgebrochen werden können, so daß die ganze Bewegung, die dem Alpha-Tier folgen könnte, bereits im Keime erstickt wird.
Es braucht mindestens einen zweiten Menschen, der am besten von der anderen Seite eines Raumes den Mund aufmacht.
Und dann fallen so manches Mal auch schon die Dominosteine …
Denn, wenn das Goetheanum für Ahriman das Alpha-Tier ist, welches im Zaume gehalten werden muß, und von wo aus sich mehr oder minder die Front bilden könnte, die Ahriman niederzuringen im Stande wäre, dann braucht es mindestens ein weiteres Alpha-Tier, welches von einem anderen Ort eine weitere Front aufmacht.
(Soll sich Ahriman doch gerne mit mehreren „Brandherden“ gleichzeitig beschäftigen, während die Menschen lediglich bei sich vor Ort für Ordnung sorgen und sich bestenfalls an mehreren Orten geisteswissenschaftliche Räte bilden.)
Lokale geisteswissenschaftliche Räte nehmen Ahrimans Fokus von Dornach.
Die inneren regenerativen Kräfte Dornachs bekommen also „von außen“ Unterstützung.
Und das u.a. auch, indem die geisteswissenschaftlichen Räte dem gegenwärtigen offiziellen Treiben in Dornach durchaus auch mal widersprechen.
Den Dornacher Saboteuren steht es dann frei, sich am öffentlichen geistigen Ringen der lokalen geisteswissenschaftlichen Räte zu beteiligen.
Ob sie sich tatsächlich auf einen geisteswissenschaftlichen Diskurs einlassen, bleibt abzuwarten.
Die Forderungen, sich dieser Auseinandersetzungen zu stellen, dürften allerdings größer werden …
Dornach ist momentan noch mit sich selbst beschäftigt und wird von sich aus noch keinen öffentlichen geisteswissenschaftlichen Diskurs auf die Beine stellen können.
Gegenöffentlichkeit mit Präsenz vor Ort
Der emeritierte Psychologieprofessor Rainer Mausfeld („Warum Schweigen die Lämmer?“) weist in seinen Büchern und Vorträgen immer wieder darauf hin, daß die Wahl in einer funktionierenden Demokratie die última Ratio (der letztmögliche Weg) und nicht das Hauptelement sei.
Vor jeder Wahl ginge es darum, in einem öffentlichen Debattenraum den Dialog zu suchen – weniger um den anderen „zu besiegen“ sondern viel mehr, um gemeinsam nach Erkenntnis zu suchen.
Wie es in den drei Coronajahren offensichtlich war, ist der öffentliche Debattenraum von den großen Medien für einen solchen nach Erkenntnis suchenden Dialog allerdings nicht freigegeben oder auch gefördert worden.
Aber auch die Lokal- oder sogar die sogenannten Alternativmedien sind (noch) nicht unbedingt für fundamentale Fragen (u.a. die Dreigliederung des sozialen Organismus) offen.
Während es also äußerst schwierig ist, über etablierte Medien mit neuen Gedanken in die Öffentlichkeit vorzustoßen, kommt noch eine weitere Schwierigkeit hinzu:
Medien sind Filter, die die Beziehung zwischen Menschen (auf ein Minimum) reduzieren.
Beispiel:
Wenn ich ein YouTube-Video erstelle, schneide und schließlich veröffentliche, habe ich nüchtern betrachtet nicht unverzögert (engl. live) mit Menschen sondern zeitversetzt mit einer Kamera oder auch mir selbst gesprochen.
Die Beziehung zu meinen Zuschauern reduziere ich auf Klicks und nach oben gerichtete Daumen.
Ich habe keine Ahnung, wer wirklich mein Video gesehen hat.
Auch der Zuschauer erhält lediglich einen (abstrahierten) Zusammenschnitt von allem, was ich wirklich gesagt habe und bekommt somit keine sofortige natürliche sondern eine zeitversetzte künstlich erzeugte Information übermittelt.
Hier liegt also eine Beziehungsabstraktion zwischen Menschen vor und dies ist mit Blick auf einer Variante des Milgram-Experiments sehr gefährlich, weil darin gezeigt wurde, daß Menschen mit zunehmender Beziehungsabstraktion eher dazu bereit sind, einander zu töten.
Wem dieser Umstand klar geworden ist, dem leuchtet auch ein, warum beispielsweise Beziehungskonflikte kaum bis gar nicht mit SMS, Whatsapp & Co geklärt werden können.
(Anmerkung: Ja, auch diese schriftliche Ausarbeitung meiner Gedanken ist bereits abstrakt. ?♂️)
Somit stellt sich dann mitunter auch bei der uns so vertrauten „demokratischen“ Wahl die Frage, welche Beziehung der Wähler in Schleswig-Holstein zum Wähler in Bayern oder Saarland hat.
Welche Beziehung haben die Politiker in Berlin zu den Menschen in Deutschland?
Welche Art von Beziehungen kann der Berliner Politiker zu über 80 Millionen Menschen pflegen?
Nun kommt neben dem grundsätzlichen Problem, daß über die mediale Informationsweitergabe die Beziehung zwischen Menschen gefährdet wird, auch noch eine weitere Herausforderung.
Nämlich, daß mit der künstlichen Intelligenz (KI) „ein Spieler“ hinzukommt, der in Sekundenbruchteilen nicht nur Bücher oder Zeitungsartikel schreibt, sondern u.a. auch Videos mit der Stimme von jemandem erstellt.
D.h., daß schon in wenigen Jahren der Fall eintreten kann, daß alle gelieferten Informationen direkt und indirekt nicht mehr vom Menschen kommen!
(Im sogenannten online marketing werden die Möglichkeiten von ChatGPT & Co gerade bejubelt und diese Angebote werden auch gerne genutzt und weitererzählt bzw. weitervermarktet …)
Wenn wir uns also Gedanken um eine authentische(!) Gegenöffentlichkeit machen wollen, dann kommen wir an Präsenzveranstaltungen vor Ort nicht vorbei.
Menschen müssen uns im Fall der Fälle anfassen können.
Menschen müssen die Möglichkeit bekommen, (unbewußt) u.a. auch die Äther- und Astralleiber von anderen Menschen wahrzunehmen.
Die Herausforderungen werden in Zukunft nämlich noch größer:
Denn im Transhumanismus geht die Robotik nun eine Heirat mit der KI ein und es wird versucht, den Menschen so gut wie möglich zu imitieren.
Außerdem wird bereits darüber diskutiert (und dadurch vielleicht auch schon vorbereitet?), ob KI eine bessere Regierung stellen würde, als es die Menschen könnten.
Ahriman zieht gerade alle Register …
Warum die Waldorfschulen von geisteswissenschaftlichen Räten profitieren
Doch auch wenn eine Waldorfschulleitung zu dem Ergebnis kommt, daß die Zielgruppe aus dem I. Quadranten kommt, besteht die Möglichkeit, daß sie diese Menschen scheut, weil dann das Risiko eines aufmerksamkeitserregenden Stempels der politischen Unkorrektheit steigt.
Da jede erkennbare Nähe zu sogenannten „Querdenkern“ usw. vermieden werden muß, tendiert man eher zu einer Zielgruppe aus dem II. Quadranten – wird damit Rudolf Steiner und sich selbst allerdings untreu.
Bei Ahrimans wirksamer Propaganda muß dann allerdings die berechtigte Frage gestellt werden, ob von staatlicher und medialer Seite am Ende nicht jede Waldorfschule dazu gedrängt wird, sich von Rudolf Steiner zu distanzieren …
?
Hierzu ein weiterer Hinweis aus der Psychotherapie.
Der Mensch hat bei Gefahr drei Möglichkeiten zu Handeln:
Gegenangriff, Flucht und Erstarrung bzw. sich Totstellen.
In der Psychotherapie heißt es, daß traumatisierte Menschen i.d.R. hilflos sind, somit zum Erstarren und sich Totstellen tendieren und schließlich auf Hilfe von Außen warten (müssen).
Vergegenwärtigen wir uns, daß die „Flucht“ einer Waldorfschule nur dann als möglich bezeichnet werden kann, wenn sie ihr Wirken vor Ort einstellt und daß der „Gegenangriff“ einer Waldorfschule Mut zur Tat erfordert, dann könnte die Angst vor zu viel Aufmerksamkeit ein Indiz dafür sein, daß trotz aller Bemühungen weiterhin (unbewußt) ein geistig-seelischer Mißbrauch an einem selbst und den Mitmenschen – also auch den Kindern(!) – stattfindet/ stattfinden kann.
Denn insbesondere Menschen, denen es nicht bewußt ist, daß sie Opfer sind oder waren, werden auf Grund ihrer Konditionierung später selbst zum Täter und schaffen damit abermals neue Opfer.
(vgl. u.a. Franz Rupperts Buch Wer bin ich in einer traumatisierten Gesellschaft?)
Da sich kaum jemand aus der anthroposophischen Bewegung die „Flucht“ der Waldorfschulen vor Ort wünscht und der „Gegenangriff“ allerdings mit einem gewissen Risiko behaftet ist, ist jede Waldorfschulleitung fast schon dazu genötigt, zu erstarren und sich totzustellen.
Es bräuchte also eine Art Puffer, der die Aufgabe des „Gegenangriffs“ übernimmt und zugleich Schaden von der Waldorfschule abzuwenden versteht.
Das Zusammenspiel mit dem geisteswissenschaftlichen Rat
Ein geisteswissenschaftlicher Rat könnte beispielsweise intern zunächst geistig darum ringen, wie sich eine Waldorfschule hinsichtlich von politischen Abstimmungen, Sprachentwicklungen und zukünftigen (politischen) Herausforderungen entscheiden sollte, sofern die Waldorfschule eine aufrichtige Beziehung zu Rudolf Steiner zu pflegen gewillt ist.
Der geisteswissenschaftliche Rat veröffentlicht dann sein Ergebnis und die Waldorfschule nimmt darauf Bezug, um das eigene Handeln zu begründen.
Jeder, der das Handeln der Waldorfschule kritisiert, soll sich zunächst am geisteswissenschaftlichen Rat „abarbeiten“.
Da der geisteswissenschaftliche Rat ein öffentliches Veranstaltungswochenende anbietet, an welchem versucht werden kann, das Ergebnis des Rats zu widerlegen, wird diese Veranstaltung von der Waldorfschule empfohlen.
(Der geisteswissenschaftliche Rat bietet im Gegensatz zu den Erlebnissen während der Coronamonate also eine Plattform für den wissenschaftlichen Diskurs.)
Wird das Angebot des öffentlichen wissenschaftlichen Diskurses nicht angenommen, gilt das Ergebnis des Rats als geisteswissenschaftlich verifiziert und bestätigt.
Sollte jedoch der Versuch erfolgen, ein Ergebnis des Rats zu widerlegen, ist der Rat dazu aufgefordert, sich ernsthaft mit dem Widerlegungsversuch auseinanderzusetzen.
Denn ansonsten besteht die Gefahr, daß sich der Rat ebenfalls geistig verläuft.
„Angriffe“ aus den eigenen Reihen kanalisieren
Die Menschen, die staats- und medienkritisch sind, lassen sich nicht unbedingt alles gefallen – weder von Staat und Medien noch von einer Waldorfschule, die die staatlich-medialen Narrative weitererzählt und unhinterfragt befolgt.
Bezüglich der berechtigten Angst vor zu viel Aufmerksamkeit ist es nicht unbedingt förderlich, sich als Lehrer- und/ oder Elternschaft emotional-moralisch gegen Staat und Medien aufzulehnen, weil dies auf die Waldorfschule zurückfallen könnte und womöglich die gesamte Existenz der Schule gefährdet.
Der geisteswissenschaftliche Rat ermöglicht hier einen eleganteren und diplomatischeren Weg:
Denn, wenn man Staat und Medien sowie deren Glaubensanhänger dazu einladen kann, auf den öffentlichen Veranstaltungen des geisteswissenschaftlichen Rates vorbeizuschauen (oder auch als fachlich kompetenter Referent selbst daran teilzunehmen), bei welchen zwei gegensätzliche Positionen um Erkenntnis ringen, dann ist es ein Aufeinanderzugehen und ein sich gegenseitig Verstehen-lernen-wollen anstatt einer vorurteilsbehafteten Distanzierung zueinander.
Wie die externen Angriffe kann die Waldorfschule aber auch alle internen Angriffe von Eltern und/ oder Lehrern gen geisteswissenschaftlichen Rat umleiten.
Das soll nicht heißen, daß die Waldorfschule ihr komplettes Geistesleben an den geisteswissenschaftlichen Rat abzugeben hat – zumal Vertreter der Waldorfschule auch dem geisteswissenschaftlichen Rat angehören können –, aber wer geistig um fundamentale Fragen ringen will, der soll die Waldorfschule ihre Arbeit machen lassen und sich zunächst einmal mit den Darlegungen des geisteswissenschaftlichen Rates auseinandersetzen.
Warum die anthroposophische Bewegung und die Gesellschaft geisteswissenschaftliche Räte brauchen
Ich hatte es in den vorigen Artikeln bereits immer wieder angedeutet:
Weil die Vorstände der großen anthroposophischen Institutionen Ahrimans Narrative weitererzählt hatten, konnte die anthroposophische Bewegung als Ganzes während der Coronajahre kaum Werbung für sich bei den nach Neuorientierung suchenden Menschen machen.
Hier ist dadurch ganz viel gesellschaftliche Dynamik zu Gunsten von Ahriman ausgebremst worden.
Das bedeutet in der Konsequenz aber auch, daß der Teil der anthroposophischen Bewegung, der seine Aufgabe nicht nur für die Menschen vor Ort sondern für die gesamte Menschheitsentwicklung ernst nimmt, selbst aktiv werden muß, anstatt auf irgendwelche Signale und Impulse aus Dornach zu warten.
Es geht darum, geistig erwachsen zu werden, anstatt sich weiterhin von Dornacher Vorständen geistig-seelisch bemuttern oder auch bevormunden zu lassen.
Außerdem haben die Dornacher Vorstände das gleiche Problem, wie die Berliner, Wiener oder Berner Politiker:
Sie können nicht mit Millionen von Menschen gleichzeitig gute Beziehungen führen.
Das geht nur vor Ort!
Außerdem kann die gesellschaftliche Veränderung nur vor Ort beginnen.
Alles Warten auf ein Äußeres, beispielsweise auf die nächste inhaltsgleiche Rede von den Daniele Gansers oder Markus Kralls, die auf Telegram zu sehen sind, auf einen Befreier, der vielleicht Trump oder Putin heißt, usw. usf. … – all das ist Ausdruck einer lähmenden Traumatisierung.
Deshalb:
Vor Ort muß die Kraft entwickelt werden!
Vor Ort muß die anthroposophische Bewegung tätig werden!
Vor Ort muß Vertrauen hergestellt und müssen Beziehungen entstehen sowie entwickelt werden!
Und dieses Vertrauen kann die anthroposophische Bewegung unter den nach Neuorientierung suchenden Menschen herstellen, indem die anthroposophische Bewegung vor Ort den ahrimanischen Narrativen Paroli bietet und dabei den öffentlichen wissenschaftlichen Diskurs fördert.
Mit den lokalen geisteswissenschaftlichen Räten hätte die anthroposophische Bewegung ein solches Instrument.
Die nach Neuorientierung suchenden Menschen wiederum können durch „Anthroposophie zum Anfassen“ ihrerseits ein neues geistiges zu Hause für die Zukunft finden.
Auf „Neu-Deutsch“:
Das ist ein klassisches Win-Win!
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Außerdem sei angemerkt, daß Rudolf Steiner auch aus Dreigliederungsperspektive angemerkt hat, daß die Ablösung des Einheitsstaates durch ein bewußtes Leben mit dem dreigliedrigen sozialen Organismus nur noch über das Kultur- und Geistesleben gelingen kann.
(Der politisch-rechtliche Weg ist tot – das hatte Rudolf Steiner unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg und wir spätestens mit der Justizwillkür seit den Coronamonaten deutlich erlebt.)
Jeder vor Ort arbeitende und wirkende geisteswissenschaftliche Rat wäre ein solcher Impuls im Kultur- und Geistesleben, der zum Aufbrechen der bestehenden und verkrusteten Strukturen beiträgt.
Es wäre ein optimales Übungsfeld, um Rudolf Steiners Werk erkenntnis-, geistes- und sozialwissenschaftlich auf die Gegenwart anzuwenden.
Grundsätzliche Anforderungen für einen geisteswissenschaftlichen Rat
Platon umschreibt in seiner Politeia eine gesellschaftliche Degenierung, sofern es der Menschheit nicht gelänge, die sogenannten Philosophenkönige (Philosophie: Liebe zur Weisheit) zu ihren Autoritäten werden zu lassen.
Entweder die Machthaber werden aufrichtige und tiefgründige Philosophen oder aber die Philosophen erobern das Zepter.
(Vergleichen wir Platons Idealstaat mit dem dreigliedrigen sozialen Organismus, wären Platons Philosophenkönige dem Kultur- und Geistesleben zuzuordnen.)
Am Beispiel der politischen BRD-Führung erkennen wir, daß mit der gesellschaftlichen Degenerierung auch eine geistige Degenerierung einhergeht:
Bundeskanzler Scholz kann sich u.a. an seine Wirecard- und Cum-Ex-Skandale „nicht mehr erinnern“, Bundesaußenministerin Annalena Baerbock kann kaum einen deutschen Satz fehlerfrei aussprechen, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck weiß nicht, was eine Insolvenz ist.
Als letzte Phase der gesellschaftlichen Degenerierung sieht Platon die Tyrannei, die während der drei Coronajahre bereits für viele Menschen sehr gut erkannt werden konnte.
Niemand muß Hellseher sein, um schlußfolgern zu können, daß eine dumme Gefolgschaft den Tyrannen an der Spitze in seiner Autorität am wenigsten hinterfragt bzw. zu hinterfragen im Stande ist.
Eine Tyrannei hat also Interesse an einer geistigen Degenerierung der eigenen Bevölkerung.
Diese Entwicklung muß also umgedreht werden, sofern der Menschheitsfamilie am geistigen Wachstum etwas liegt.
Denn auch für einen Meister sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, daß sein eigener Schüler später über ihn hinauswächst.
D.h., daß der Schüler früher oder später vom Meister dazu ermächtigt werden muß, seinen eigenen Weg gehen zu können, anstatt dem Meister bis ans Lebensende bedingungslos zu gehorchen und zu folgen.
Daraus folgt:
a) Der Meister muß seinen Schüler früher oder später dazu auffordern, ihn zu hinterfragen.
b) Auch deshalb, weil der Meister davon ausgeht, daß auch er als Meister bei allen Traumatisierungen, Verwirrungen usw. innerhalb unserer Gesellschaft nicht über jeden Zweifel erhaben sein kann sondern irgendwo womöglich noch einen Lebensirrtum lebt.
c) Der Meister muß dem Schüler überdies somit auch die geistigen Werkzeuge mit an die Hand geben, wie der Schüler seinem eigenen Meister einen Irrtum aufzeigen kann.
„Wenn ein ehrlicher Mensch erkennt, daß er irrt,
dann wird er sich entweder seines Irrtums oder seiner Ehrlichkeit entledigen.“
(Unbekannt)
Früher oder später werden Meister und Schüler somit einen (wissenschaftlichen) Diskurs miteinander führen müssen, falls beide Wahrheit und Wirklichkeit so nah wie möglich kommen wollen.
Wird ein solcher Raum des geistigen Ringens und des wissenschaftlichen Diskurses gerade von der politisch-medialen Führung angeboten?
Offensichtlich nein.
Ein solcher Raum muß demnach noch geschaffen werden.
Es geht letztlich aber auch darum, eine Kultur unter uns zu entwickeln, in welcher das Gefühl der Dankbarkeit bedeutend größer ist als das Gefühl der Scham, wenn einem ein Irrtum aufgezeigt wird.
Wir können uns gegenseitig dabei helfen, uns die Splitter aus unseren Augen herauszuziehen.
Denn aus einem Lebensirrtum wird eine Lebenslüge, sobald man versucht, den Lebensirrtum zu beschützen oder auch zu verschleiern.
Doch wer tief in sich hineinlauscht, wird zugeben müssen, daß er keinen Lebensirrtum leben möchte, welcher sich schließlich zu einer Lebenslüge ausweitet.
Und weil Hochmut vor dem Fall kommt, wäre es bei all den Irrtümern, in welche wir hineingeboren wurden, sehr wahrscheinlich auch ein Irrtum zu glauben, daß wir frei von jeglichen Irrtümern (und Traumata) sind …!
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„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders und wirst des Balkens im eigenen Auge nicht gewahr? Und wie kommst du dazu, zu deinem Bruder zu sprechen: komm, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, da du doch selbst einen Balken in deinem Auge hast? Du Heuchler, schaff zuerst den Balken fort aus deinem Auge, dann magst du darauf bedacht sein, den Splitter aus dem Auge deines Bruders fortzuschaffen.“
(Matthäus 7:3-5, Übersetzung nach Emil Bock)
Anmerkung, um möglichen Mißverständnissen vorzubeugen:
Ob Peter Sloterdijk oder Richard David Precht gegenwärtig tatsächlich die größten Philosophen oder doch nur die am stärksten in Szene gesetzten „Philosophen“ aus unserem Kulturraum sind, wird indirekt auch überprüft.
Potential für wahre Demokratie
Der Materialismus.
Wenn wir diesen Umstand in logischer Konsequenz weiterdenken und der Mensch in seinem Denken sich selbst fortan mehr und mehr auf seinen physischen Körper reduziert – er also nicht mehr erkennt, wer oder was er wirklich ist – ist es auch kein Wunder, wenn es im sozialen Miteinander immer wieder zu größeren Konflikten kommt.
Dies schließt auch demokratische Prozesse mit ein.
Auch Demokratie versuchen wir größtenteils materialistisch zu denken und zu leben.
Worauf ich hinaus möchte, ist nochmals zu betonen, daß nicht nur für die Waldorfschule der geisteswissenschaftliche Rat eine Orientierung wäre sondern auch alle anderen Menschen, die (noch) keinen Bezug zu einer Waldorfschule haben.
Denn Rudolf Steiner betonte, daß den Irrtümern der Gesellschaft mutig die Wahrheit entgegengesetzt werden muß, damit den Menschen nicht nur die gelebten Widersprüche sondern auch deren Konsequenzen klar werden.
Außerdem dient diese Klarheit der geistigen Welt.
Und dann geht es darum, wie ein Impuls aus dem Kultur- und Geistesleben auch das Wirtschafts- und/ oder das Rechtsleben befruchten kann.
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Ein konkretes Anwendungsbeispiel hatte Valentin Wember in seinem zu empfehlenden Buch Dreigliederung ins Spiel gebracht:
Es geht um aleatorische Demokratie.
Ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung wird bei der aleatorischen Demokratie ausgelost, um stellvertretend für die Gesamtbevölkerung zu einer Entscheidung zu kommen.
Dabei treten vor den ausgelosten Menschen die unterschiedlichsten Interessensvertreter und Spezialisten auf, um ihre Positionen darzulegen.
Dabei kann dann natürlich auch ein geisteswissenschaftlicher Rat befragt werden.
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Letztlich geht es jedenfalls darum, daß die Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens nicht nur den (Lobbyisten und) Spezialisten überlassen werden, sondern daß man auch den Laien zutraut, sich bei komplexeren Fragestellungen schlau zu machen.
Das allgemeine Demokratieverständnis wird dann also nicht mehr nur auf das Setzen eines Kreuzes reduziert (–> gesellschaftliche und geistige Degenerierung), sondern es findet eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Thema und den unterschiedlichsten Positionen statt.
Das als grober Überblick zur aleatorischen Demokratie.
…
Eine solche aleatorische Demokratie könnte nun parallel zur „klassischen Demokratie“ vor Ort laufen.
Es geht dabei gar nicht darum, den öffentlichen Anspruch zu erheben, daß dasjenige Ergebnis, welches von der aleatorischen Demokratiebewegung vor Ort ausgeht, maßgebend für den jeweiligen Ort sei.
Nein, es geht einfach nur darum, bei jeder relevanten Wahl zu sagen, wer die aleatorische Demokratiebewegung vor Ort ist, warum sie so handelt, wie sie vorgegangen und welches Ergebnis dabei herausgekommen ist.
Es wird aufrichtigere Demokratie geübt und lediglich das Angebot unterbreitet, bei dieser Bewegung mitzumachen – auch weil während und nach den Coronajahren beispielsweise selbst in der Schweiz die Forderungen auftauchten, die kantonale Souveränität für eine nächste vermeintliche Pandemie einzuschränken …
WHO läßt grüßen.
Schlußbemerkung
Nach der Klärung des WARUMs durch diesen – und die vorigen Artikel dieser Serie(!) – folgt im nächsten Artikel das WIE und WAS der geisteswissenschaftlichen Räte.
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Dies war der fünfte Artikel einer 6-teiligen Artikelserie.
Lieber Martin, ich finde die Artikelserie sehr aufschlussreich und stimmig, wenn ich das sagen darf. Ich hoffe sehr, dass es viele Menschen gibt, die sich mit deinen Ideen konstruktiv auseinandersetzen, um wirklich etwas bewirken können in der Gesellschaft.