24. Mai 2021

Vom Fühlen zur Gefühlsideologie: Ursache und Wirkung einseitig genutzter Seelenkräfte

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Was für Emotionsausschläge das immer waren.
Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt.
Er hatte stets die vollen Amplituden seiner Emotionen mitgenommen.
Ein Leben im nüchternen Gleichgewicht war für ihn nicht möglich.
Ich hätte ihm schon gerne geholfen.
Aber über seine Emotionen hatten sie ihn an seinen Eiern gepackt.

Ich wußte, daß ich meinen Sektenausstieg ohne meinen WG-Kollegen planen und durchführen mußte.
Für ihn hatte das Fühlen einen höheren Stellenwert als das Denken.
Doch über seine Gefühle wurde er von der Frontfrau und ihrer Gefolgschaft immer wieder eingelullt und bearbeitet.

Ich drang mit meinem Rat, sowohl mich als auch die Frontfrau gründlich zu hinterfragen, nicht zu ihm durch.
Das Hinterfragen war ihm nicht möglich.
Und so mußte ich diese sonst so herzensgute Seele in den Fängen der Sekte zurücklassen.
Mich damit abfinden, daß der geistig-seelische Mißbrauch an ihm fortgesetzt wird.
Es erdulden, daß er mich sogar darin sabotierte, meine kritischen Gedanken gegenüber anderen Sektenmitgliedern mitzuteilen.

Einfach, weil irgendetwas in seiner Seele es so gewählt und auch gewollt hatte.

Unsere gemeinsame Hauptbezugsperson in der Sekte sagte immer, daß er – obwohl er schon über 40 Jahre alt war – (geistig) noch ein kleines Kind sei.
Anders ausgedrückt: Er war wie dazu gemacht, manipuliert und benutzt zu werden.

Die Seelenkraftdominanz des Fühlens – woher sie kommt

Menschen sind verschieden.
Natürlich.

Jeder Mensch verfügt über die drei Seelenkräfte des Denkens, des Fühlens und des Wollens.
Er könnte mit ihnen – sofern ihm dessen Urteilsarten bewußt wären – mit größerer Klarheit sein Leben meistern.
Doch weil die Menschen nun einmal verschieden sind, ist auch ihr Weg zur eigenen Selbstveredelung stets ein individueller.
D.h., daß bei einigen Menschen die Seelenkraft des Fühlens sehr dominant ausgeprägt sein könnte, so daß das Denken und das Wollen als Seelenkräfte nicht mehr wirklich zum Zuge kommen.
Bei vielen „Spiris“ kann ein solches Ungleichgewicht beobachtet werden.

Diese Erklärung mag die individuellen Beziehungen zu den drei Seelenkräften darlegen, die aus jedem Menschen selbst kommen.
Nun gibt es allerdings noch eine weitere Erklärung, die nicht aus der inneren Veranlagung der Menschen selbst, sondern von Außen kommt.
Ein sogenanntes Narrativ, eine Erzählung, eine Geschichte, welchem viele Menschen mal mehr mal weniger bewußt folgen:

Seit dem vierten Konzil von Konstantinopel (869-870) gilt für die römisch-katholische Kirche die Lehre der Trichotomie nicht mehr.
Der Mensch bestünde demzufolge nicht mehr weiter aus Geist, Seele und Körper.
Denn der Geist wurde nach dem dort verkündeten Narrativ „abgeschafft“.

Jeder „Spiri“ weiß, daß der Mensch nicht einzig und allein sein Körper ist.
Die drei Seelenkräfte Denken, Fühlen und Wollen stehen für Geist, Seele und Körper.
Ob der „Spiri“ diese Querverbindung schon einmal gezogen hat, ist fraglich.
Welche Seelenkraft des Menschen wurde also mit dem Geist gleich „mitabgeschafft“?
Richtig, das Denken!

Gefühlsmystiker und Gefühlsideologen können sich glücklich schätzen:
Eine Seelenkraft weniger, die die Vorherrschaft des Fühlens gefährden könnte!

Wer oder was ist für das weltliche Chaos verantwortlich?

Jetzt gibt es genug Menschen, die das, was eine Autorität sagt, für bare Münze nehmen.
Sie hinterfragen nicht.
Sie glauben und vertrauen.
So wie es bei einem religiösen Glauben üblich ist.

Sie sagen weiter, was die Autorität sagt.
Die Autorität sagt: „Du sollst nicht denken. Du kannst nicht denken.“
Gefühlsmystiker und Gefühlsideologen sagen: „Du solltest weniger denken. Fühle mehr!“

Laß Dir das mal auf der Zunge zergehen:
Die Gefühlsmystiker und Gefühlsideologen hofieren mit der Ablehnung des Denkens das Narrativ der römisch-katholischen Kirche.

Beispiele aus dem Netz

Du kennst sicherlich die drei Verhaltensweisen des Menschen, aus welchen er oft spontan eine wählt, sobald ihm Gefahr droht:

  1. Gegenangriff
  2. Flucht
  3. Erstarren und Totstellen

Die Gefühlsmystiker und Gefühlsideologen flüchten vor dem Denken ins Fühlen.
Die Gefühlsmystiker und Gefühlsideologen haben nicht den Mut, sich dem „Entscheid“ der katholischen Kirche entgegenzustellen.

Gut, in gewisser Weise ist es verständlich, warum die Gefühlsmystiker und Gefühlsideologen nicht die größte Sympathie für das Denken aufbringen können.
Der kümmerliche Rest an Denken, der der Menschheit nach dem vierten Konzil von Konstantinopel noch geblieben ist, hat dieses Durcheinander erst möglich gemacht.

Doch die Gefühlsmystiker und Gefühlsideologen flüchten lieber in das Fühlen, als zu reflektieren, daß sie an der „Abschaffung“ des Denkens mitgewirkt haben.
Dieses weltliche Chaos, wofür die Gefühlsmystiker und Gefühlsideologen gerne das Denken verantwortlich machen, haben Gefühlsmystiker und Gefühlsideologen in gewisser Weise selbst zu verantworten.

Die tötliche Spirale der vorherrschenden Gefühlsideologie

Ich weiß nicht, ob die Gefühlsmystiker und Gefühlsideologen einen Lebenswandel vollzögen, falls sie durchschauten, wohin ihr Wirken sie führt.
Ich verstehe aber, daß sie sich in noch tiefere Abgründe hineinziehen lassen müssen, wenn sie an ihrem Fokus auf das Fühlen weiterhin so unreflektiert festhalten.
(Das ganze geschieht deshalb so unreflektiert, weil sie das Denken ablehnen.)

Die Welt da draußen war auch schon vor den Corona-Maßnahmen recht verwirrend, weil es nicht erst seit Corona am klaren Denken mangelte.
Doch in den Corona-Monaten wird offensichtlich, daß vielen Menschen noch das letzte Quäntchen an Denken geraubt wird, weil die ganzen Corona-Maßnahmen absolut unlogisch sind.

Dazu kommt das Hin und Her mit den Hoffnungen auf ein Ende der vermeintlichen Corona-Pandemie oder auch nur Lockerungen, die dann von der nächsten angeblichen Corona-Welle wieder zu Nichte gemacht werden.
Gerhard Wisnewski spricht in seinem Buch verheimlicht vertuscht vergessen 2021 davon, daß dies Foltermethoden sind.

Als Jugendlicher lernte ich mal ein Mädchen kennen, welches mir ihren Arm zeigte.
Sie hatte sich mit einer Rasierklinge in den Arm geritzt.
Sie hatte sich selbst gefoltert; mehrere Male.
Sie hatte sich selbst gefoltert, um sich selbst zu fühlen, vielleicht auch um Aufmerksamkeit zu bekommen.
Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Brauchst Du noch eine Übersetzung?
Die Gefühlsmystiker und Gefühlsideologen wollen (unbewußt) diese gesellschaftliche Folter, damit sie sich noch mehr fühlen können.
Ist doch logisch.
Der Unterschied zu dem Mädchen, das ich einst kennenlernte, ist – wenn wir von sich sorgenden Eltern einmal absehen – nur die Tatsache, daß andere Menschen in diese Selbstfolter mit hineingezogen werden.

Der Corona-Wahnsinn treibt die Menschen in den Selbstmord – egal ob durch den Strick oder durch die Impfspritze.

Ein letzter Hilfeschrei, den niemand mehr hört

Der Höllenritt, den die Gefühlsmystiker und Gefühlsideologen für sich selbst und ihre Mitmenschen gewählt haben, ist allerdings noch nicht zu Ende.
Nachdem die Gefühlsmystiker und Gefühlsideologen dabei mitgeholfen haben, Geist und Denken „abzuschaffen“, bleiben dem Menschen nur noch Seele und Körper, somit das Fühlen und das Wollen.

Der deutsche Idealismus wehrte sich mit dem deutschen Geist noch gegen diese Bestimmung der römisch-katholischen Kirche.
(Daß die römisch-katholische Kirche dem deutschen Geist deshalb nie sonderlich wohlgesonnen sein konnte, dürfte einleuchten.)

Doch war es so, daß es den Gedankengebäuden von Fichte, Hegel & Co trotz aller Suche nach dem heiligen Gral an einem stabilen geistigen Fundament fehlte.
Der deutsche Idealismus konnte der Lawine des Materialismus, die im 19. Jahrhundert ihren Anfang nahm, schließlich nicht trotzen.
Der deutsche Idealismus wurde unter dem Materialismus begraben.

Aber nicht nur Geist und Denken sind im Sinne der römisch-katholischen Kirche und ihrer unbewußten Multiplikatoren vom Materialismus begraben worden.
Nein, die Weltanschauung des Materialismus geht sogar so weit, daß der Mensch nach der Aberkennung ein geistiges Wesen zu sein, sich selbst nun sogar als (biologisch) funktionierende Maschine zu definieren hat.
Und Maschinen haben bekanntlich keine Gefühle!

Die Autorität drückt bei der Maschine auf einen Knopf und sie hat gefälligst zu funktionieren.
Funktioniert diese Maschine nicht, kann sie nicht mehr repariert werden oder der technische Fortschritt macht sie nach drei Jahren überflüssig, so ist es um die Bedeutung ihrer Existenz auch schon geschehen.

Da kann jeder Gefühlsmystiker und Gefühlsideologe als (biologische) Maschine noch so sehr fühlen wollen:
Diese Hilfeschreie interessieren die materialistische Weltanschauung einen Sch#§!, weil es nach ihrer Wirklichkeitsauffassung gar keine Gefühle gibt!

Es gibt ein Zitat von Martin Niemöller, welches in abgewandelter Form auch für den Widerstand gegen den Corona-Wahnsinn gebraucht wurde.

„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“

Martin Niemöller

Als der Materialismus (→ Ahriman) seine Ankunft vorbereitete, nahm er über die katholische Kirche dem Menschen Geist und Denken.
Die Gefühlsmystiker und Gefühlsideologen haben nicht nur geschwiegen sondern sogar mitgeholfen; sie sind ja keine Denker.
Als der Materialismus den Menschen Seele und Fühlen nahm, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.

Die Sehnsucht nach einem Happy-End bleibt unerfüllt

Von den drei Seelenkräften ist das Fühlen das egoistischste.
Das Wollen geht auf die Außenwelt zu.
Das Denken versucht allerlei Zusammenhänge zu erkennen.
Das Fühlen möchte wahrnehmen und sich selbst erleben.

Das Fühlen besteht allerdings nicht nur aus Sonnenschein, Herzchen und Regenbögen.
Wer den Fokus auf das Fühlen setzt, wird auch die Niederungen seines Daseins erleben müssen.
Wie meinem ehemaligen WG-Kollegen aus meiner Sektenzeit wird jeder Gefühlsmystiker und Gefühlsideologe die vollen Amplituden seines Gefühlslebens bekommen.
Ihr aller Wille geschehe – auch wenn dieser von anderen Kräften manipuliert und benutzt wird.

Gefühlsmystiker und Gefühlsideologen sind in einem ideologischen Hamsterrad gefangen, ziehen andere Menschen in diese Ideologie mit hinein und verwehren sich gegen jene Seelenkraft, die sie aus dieser Art von religiös-hörigem Sektenglauben befreien könnte.
Drama und Tragödie – ein Film ganz nach dem Geschmack des Fühlens.

Physisch erwachsen, das werden wir scheinbar von ganz allein.
Geistig hingegen – das müssen wir wirklich wollen!

Dies ist ein Artikel aus der Artikelserie: Das Hamsterrad der Ideologien
Dieser Artikel baut auf der erkenntnistheoretischen Grundlage von Rudolf Steiner auf. (vgl. GA 1 bis GA 4)

Martin Matzat

Martin Matzat ist Philosoph, Referent, Autor sowie Erkenntnis- und Ideologieforscher. Der Dipl. Wirtschaftsingenieur, den die Lösung der sozialen Frage umtreibt, ist bis zur erkenntnistheoretischen Grundlage unserer Weltbilder vorgedrungen und sieht darin die Ursache gegenwärtiger und sich zukünftig wiederholender Ideologien.

Bisher veröffentlichte Bücher:
- Bewußtsein sucht Geld & Freiheit – Finanzielle Freiheit und Networkmarketing im gesellschaftlichen Kontext (2019)
- Die Matrjoschka-Matrix – Erkenntnis und Wahrheit (2020)


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