01. April 2019

Geschäftsführer einer Waldorfschule erwägt Austritt aus dem Bund der freien Waldorfschulen

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Oh, oh…

Auf meinen letzten Rundbrief gab es zum Teil besorgte Rückmeldungen.
In meinem Rundbrief teilte ich mit, daß ich den Onlinekongress zur Dreigliederung des sozialen Organismus ausfallen lasse, weil ich in der Dreigliederungsbewegung auf ein „Wespennest“ gestoßen bin.
Daraufhin habe ich das eine oder andere Gespräch mit meinen Rundbriefabonnenten geführt.

Die Dreigliederung des sozialen Organismus (kurz: soziale Dreigliederung) steht für die Werte Freiheit im Geistesleben, Gleichheit im Rechtsleben und Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben.
Werte, die sich natürlich auch die Dreigliederungsbewegung auf die Fahnen schreibt.

Eines der Gespräche nach meinem Rundbrief führte ich mit einem Geschäftsführer einer Waldorfschule, der an dieser Stelle nicht genannt werden will.


Auf seine Nachfrage hin, was denn dieses „Wespennest“ sei, deutete ich an, daß die Dreigliederungsbewegung meiner Wahrnehmung nach zwar von Freiheit im Geistesleben spricht, aber Gleichheit im Geistesleben lebt.
Der Geschäftsführer wurde daraufhin redselig und sagte, daß auch er dieses „Wespennest“ erkannt habe, aber genauso wenig wie ich schweigsam und tatenlos bleiben möchte.
Er erzählte mit mir, daß er mit einem Vorstandsmitglied gerade u.a. den Austritt mit der „eigenen“ Waldorfschule aus dem Bund der Waldorfschulen prüfe, weil auch von jener Stelle die selbe geistige Gleichmacherei erfolge, wie sie politisch und medial praktiziert werde.
Es sei für ihn nicht weiter auszuhalten unter welchem unterschwelligen „geistigen Diktat“ sich die Waldorfschulen zu beugen hätten. Der Geschäftsführer monierte auch, daß unzählige Waldorfschulen scheinbar vergessen hätten, daß sie eigentlich für Freiheit im Geistesleben stünden. Sie würden ihre geistigen Wurzeln nicht mehr kennen. Insbesondere in den letzten Jahren hätte er sehr eindeutig beobachten können, wie sich der Bund der Waldorfschulen, die Landesarbeitsgemeinschaften und auch die Waldorfschulen selbst immer mehr der politisch-medialen Gleichmacherei des Geistes gebeugt hätten – soweit, daß diese Gleichmacherei nun selbst praktiziert werden würde.
Die aktuellen Friday-for-Future-Demos bezüglich des Klimawandels seien nur ein Beispiel, wie gut geistige Gleichmacherei und Instrumentalisierung von Kindern schon um sich gegriffen hätten.
Er könne es deshalb auch nicht mit seinem Gewissen weiter vereinbaren, wie auf Grund der eigenen Angst vor Jobverlust – er will sich der „geistigen Diktatur“ ja nicht mehr weiter unterordnen und müßte deshalb damit rechnen „gegangen zu werden“ – noch weiterhin Geist und Seele unzähliger Kinder vergewaltigt werden würden. Auch an den sonst so „freien“ Waldorfschulen…!
In diesem Gespräch konnte ich beim Geschäftsführer neben der Angst vor dem Jobverlust und möglichen Diffamierungen auch eine gewisse Verbitterung feststellen.
(Bei diesen Themen irgendwie logisch, oder…?!)
Ich sprach ihn deshalb auf seine Emotionen an und fragte ihn, ob er sich dieser bewußt sei.
Durch das Telefon nahm ich ein kurzes und leicht belustigendes Schnauben bei ihm wahr.
Er bejahte meine Frage und erzählte ein wenig von dem, was er in sich die letzten Wochen und Monate bewegt hätte. Er führte den Mephisto in Goethes Faust als Beispiel an.

 

„Ich bin ein Teil von jener Kraft, die Böses will und Gutes schafft.“

 

Er hätte deshalb auch ein ambivalentes Verhältnis zum Bund der Waldorfschulen bei sich selbst wahrgenommen, weil letztlich auch der Bund dazu beitragen hätte, daß er in eine Selbstreflexion gekommen sei. Er konnte an seinen Emotionen und Ängsten erkennen, daß er von seinen Emotionen „gefangen genommen“ wurde – er war somit in gewisser Weise geistig unfrei.
Und weil er diese geistige Unfreiheit an sich selbst nun mehr und mehr hat erkennen dürfen, sei er auch dem Bund der Waldorfschulen in gewisser Weise dankbar.
Doch mit dem, womit er in seinem Inneren Monate zuvor noch gerungen hatte, würde er als nächstes den Schritt nach Draußen wagen. Es sei für ihn mittlerweile ganz natürlich, daß sich die innere Bewegung irgendwann einen (R-)Ausdruck suchen würde, so daß diese Bewegung in der Außenwelt fortgeführt werde.
Auch wie er und das ihm vertraute Vorstandsmitglied ihre Vorhaben dem restlichen Vorstandsmitgliedern, der eigenen Lehrerschaft sowie den Eltern und Kindern mitteilen wollen, würde er deshalb nun prüfen…
Meine Rückfrage, ob er denn noch von anderen Geschäftsführern von Waldorfschulen wüßte, die ähnliche Gedanken in sich tragen, konnte er nicht bejahen.
Er äußerte allerdings die Hoffnung, daß dem so sei.
Deshalb erklärte er sich auch damit einverstanden, daß ich diesen Dialog in dieser Form auf meinem Blog veröffentlichen dürfte.

 

Die Waldorfpädagogik ist Teil des freien Geisteslebens innerhalb der Dreigliederung des sozialen Organismus. Wie die Dreigliederungbewegung feiert auch die Waldorfpädagogik in diesem Jahr ihr 100jähriges Jubiläum.
Deshalb ein bewegendes Jahr.
In mehrerer Hinsicht wie es scheint.

Es bleibt spannend.

 

Martin Matzat

Martin Matzat ist Philosoph, Referent, Autor sowie Erkenntnis- und Ideologieforscher. Der Dipl. Wirtschaftsingenieur, den die Lösung der sozialen Frage umtreibt, ist bis zur erkenntnistheoretischen Grundlage unserer Weltbilder vorgedrungen und sieht darin die Ursache gegenwärtiger und sich zukünftig wiederholender Ideologien.

Bisher veröffentlichte Bücher:
- Bewußtsein sucht Geld & Freiheit – Finanzielle Freiheit und Networkmarketing im gesellschaftlichen Kontext (2019)
- Die Matrjoschka-Matrix – Erkenntnis und Wahrheit (2020)


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