22. Februar 2018

Bedingungsloses Grundeinkommen Abstimmung – Warum sie „manipuliert“ sein wird

4  Kommentare

Ich beobachte, daß sehr viele Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens auch Befürworter der direkten Demokratie sind.

Es wird vielfach geglaubt, daß wenn die Parteienlandschaft schon nicht wirklich das bedingungslose Grundeinkommen als Diskussionsgrundlage ins Parteiprogramm aufnehmen will, geschweige denn das BGE auch wirklich einführen will, dann sollte man einfach die Bürger direkt befragen.

Die Menschen sollten bezüglich des bedingungslosen Grundeinkommens selbst zur Abstimmung schreiten – so wie sich der Laie direkte Demokratie nun einmal vorstellt.

 

Es wäre eine offene und direkte Wahl und endlich ginge mal wieder alle Macht vom Volke aus…

 

Motivation der BGEler

Die Motivation vieler Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens liegt auf der Hand:

Sie wollen das gesellschaftliche Ungleichgewicht aus der Welt schaffen und dafür sorgen, daß wir wieder menschlicher miteinander umgehen.

Jeder Mensch sollte daher keinen finanziellen und materiellen Zwängen unterliegen.

Denn falls er solcherlei Zwängen unterläge, könnte er sich wie ein Sklave fühlen.

Die Motivation des Weltverbesserns ist durchaus lobenswert.

 

Ist das bedingungsloses Grundeinkommen eine Lösung oder der Versuch einer Symptombehandlung?

Wenn es beim bedingungslosen Grundeinkommen jedoch darum geht die richtigen Dinge im Sinne der Menschlichkeit zu tun, dann sollte auch immer bedacht werden, daß gut gemeint nicht unbedingt immer gut gemacht ist.

Die gute Motivation allein reicht nicht aus, wenn gewisse Einflüsse und Tatsachen beim Aufstellen der Grundeinkommensgleichung unberücksichtigt bleiben.

 

Wenn beispielsweise die Gleichung zur Beseitigung allen sozialen Elends 2 + 3 + x = y lauten würde, dann kann man nicht einfach so dahergehen und Variablen – in diesem Falle x und y – ignorieren, um schließlich zu sagen, die Gleichung pro Grundeinkommen hieße 2 + 3 = 5.

Wir würden also immer – es sei denn x ist wirklich 0! – ein Ergebnis herausbekommen, bei welchem wir früher oder später immer feststellen werden, daß wir einen Fehler gemacht haben.

Wir müssen uns deshalb auf die Suche nach dem wirklichen X-Wert begeben und dürfen auch vor sogenannten „Verschwörungstheorien“ nicht zurückschrecken, weil rein theoretisch auch dahinter der richtige X-Wert für unsere Grundeinkommensgleichung verborgen sein könnte.

 

Falsche Grundannahme = falsches Ergebnis

Dazu ein Beispiel:

Wenn es beim bedingungslosen Grundeinkommen um Menschlichkeit geht, dann ist die erste Frage, die wir uns stellen sollten was der Mensch überhaupt ist?

Welches Bild haben wir von einem Menschen und somit auch von uns selbst?

Ist der Mensch lediglich ein Häufchen Materie, weil wir glauben, daß wir als Mensch lediglich unser Körper sind?

(Vgl. Wenn der Mensch ausschließlich sein physischer Körper ist)

 

Reduzieren wir uns als Mensch auf unseren Körper und ignorieren Aspekte wie Geist und Seele, dann müssen wir davon ausgehen, daß unser Bild von uns selbst als Mensch sehr wahrscheinlich unvollständig ist, so daß wir demzufolge auch gar nicht wirklich beurteilen können, was menschlich und was unmenschlich ist.

Und wenn wir uns als Mensch lediglich auf unseren Körper reduzieren, dann liegt diesem Welt- und Menschenbild ein materialistisches Bewußtsein zu Grunde und demzufolge müssen wir auch alle aufkommenden sozialen Fragen aus dieser materialistischen Perspektive betrachten.

Daß dabei das Gefühl von Sklaventum auftritt, ist schon fast selbstklärend.

Wie auch sollte man sich aus den materiellen Zwängen herausbewegen können, wenn das eigene Bewußtsein noch immer materialistisch ist?

Die Katze beißt sich hier in den eigenen Schwanz.

 

Aber dennoch verlangt jetzt dieses materialistische Bewußtsein nach einem Grundeinkommen um sich aus materiellen Zwängen zu befreien.

Was würde dabei wohl herauskommen?

Was passiert beispielsweise, wenn es schon heute ein Grundeinkommen von 1.000 Euro gäbe, die äußeren (finanz-)politischen Gegebenheiten jedoch dazu führen, daß man sich für 1.000 Euro immer weniger leisten kann.

(Vgl. Eurokrise, Inflation, Preise für Lebensunterhalt steigen usw.)

Wird der materialistische Grundeinkommensempfänger aus seinem materialistischen Bewußtsein befreit, wenn er merkt, daß dieses Geld irgendwann nicht mehr reicht, um die (Grund-)Bedürfnisse zu befriedigen?

Könnte es sein, daß er danach verlangt das Grundeinkommen nun auf 2.000 Euro monatlich anzuheben?

Würde er bei der nächsten Bundestagswahl womöglich jene Partei wählen, die ihm dieses noch größere Grundeinkommen zusagt?

Wer müßte dieses noch größere Grundeinkommen bezahlen und in welches Bewußtsein werden die Zahler hineingedrängt?

 

Ob nun eine Abstimmung nach dem Gedanken von direkter Demokratie oder eine Wahl für das nächste Parlament.

Ist die Motivation an der Abstimmung oder der Wahl teilzunehmen letztlich eine materialistische Motivation?

Ist die Demokratie – egal welcher Art – mit Bezug auf das kollektive und noch zum Großteil materialistische Bewußtsein eine Art Selbstbereicherungsladen, in welchem jeder dem Anderen etwas wegnehmen oder nicht gönnen will?

 

Es scheint fast so als käme das materialistische Bewußtseins aus seinem sich selbst versklavenden Hamsterrad nicht heraus.

Freiheit muß also irgendetwas anderes sein.

Wie kommt die gesamte Menschheit nun aus ihrem materialistischen Bewußtsein heraus, welches das Grundeinkommen ein Stück weit aufbrechen will?

 

Deshalb nun noch einmal die Frage:

Was ist ein Mensch?

 

Marketing durch „Diskussionsverknappung“

Marketing funktioniert insbesondere dann sehr gut, wenn es das Ego des potentiellen Käufers triggert.

Denn dieses Ego trägt unzählige Glaubenssätze in sich, die immer wieder von einem Mangel im eigenen Bewußtsein erzählen.

(Vgl. u.a. „Ich bin als Mensch das wert, was ich besitze bzw. nicht besitze!“ -> Ausdruck des materialistischen Bewußtseins)

 

Wird dem unbewußten Ego dieser Mangel vor Augen geführt, ist es sehr schnell dazu geneigt zu reagieren und die erstbeste erscheinende Lösung zu wählen.

Je knapper dabei das vermeintliche Lösungsmittel vorhanden ist, desto wertvoller erscheint dabei dem Ego dieses Lösungsmittel.

Das Ego ist deshalb dazu bereit Dinge zu tun, die es normalerweise nicht täte und es ist dazu bereit Preise zu bezahlen, die es normalerweise nicht bezahlt.

 

Im Marketing ist es Gang und Gebe das Interesse potentieller Käufer zu gewinnen, um dann im nächsten Moment dem „unbewußten Konsumenten“ einen Mangel auszusetzen.

Unbewußte Konsumenten erkennen die dahinter liegende Manipulation nicht.

Wenn „nur noch heute ein Rabatt von 30 Prozent!“ gegeben wird, reagieren viele Menschen wie ein pawlowscher Hund und zücken Brieftasche oder Kreditkarte.

 

Beim professionellen Marketing ist es selbstverständlich beim Gegenüber zunächst einen solchen Mangel zu erzeugen, so daß der Käufer glaubt jenes Produkt aus „freiem Willen“ gekauft zu haben.

Würde der Verkäufer stattdessen dem Interessenten das Produkt aufdrängen ohne einen Mangel zu erzeugen, dann wird sich der Käufer sehr wahrscheinlich zur Wehr setzen, dem sich aufdrängenden Verkäufer womöglich in Gedanken den Mittelfinger zeigen und die Brieftasche dort lassen, wo sie war.

 

Die Kunst des Verkaufens ist es zuerst einen Mangel und erst später das eigentliche Produkt zu verkaufen.

Geistige Brandstiftung!

 

Marketing für gewollte Sozialexperimente

Meine treuen Leser wissen, daß gewisse Kreise die gesamte Menschheit lenken – zumindest versuchen es diese Kreise und mit ein wenig Abstand müssen wir auch anerkennen, daß sie das echt geschickt machen.

Es ist einleuchtend, daß sich diese einflußreichen Kreise beispielsweise Rebellen kaufen, um in gewissen Teilen der Erde einen Konflikt heraufzubeschwören, so daß „ungeliebte Volksstrukturen“ durch einen darauf folgenden westlichen Militäreinsatz nach eigenem westlichen Gusto umstrukturiert werden können.

Denn nicht nur durch den „Terrorakt“ auf die New Yorker Zwillingstürme läßt sich so manches militärisches Vorhaben bei den Menschen gut rechtfertigen.

Das wäre Kriegsmarketing im Sinne der Lobbyisten der Rüstungsindustrie.

 

Doch nun zurück zum Marketing für soziale Experimente wie dem bedingungslosen Grundeinkommen.

Das BGE wird von einigen Kritikern als eine Abwandlung des Sozialismus gesehen.

Man kann nun darüber streiten, ob das bedingungslose Grundeinkommen wirklich Sozialismus ist.

Daß das BGE jedoch gewisse Parallelen zum Sozialismus aufweist, kann nur schwer von der Hand gewiesen werden.

 

Wenn nun die gerade genannten westlichen Kreise in der ehemaligen Sowjetunion den Sozialismus selbst angezettelt haben, wie können wir dann ausschließen, daß sie ein solch kleines Sozialexperment wie das BGE nicht auch initiieren können?

 

Marketing für ein gewolltes bedingungsloses Grundeinkommen

Man nehme dazu als allererstes eine von Lobbyismus und Korruption durchtränkte Politik- und Medienlandschaft wie die unsere, in welcher die breite, öffentliche und aufrichtige Diskussion über das bedingungslose Grundeinkommen zunächst noch unterbunden wird.

Als nächstes „manipuliert“ man angesehene Menschen zu einer Argumentation pro Grundeinkommen, so daß andere Menschen jener Argumentation auf Gedeih und Verderb folgen.

Die Idee hört sich im ersten Moment schließlich klasse an.

(Anderer Gedanke: Ist Götz Werners Argumentation pro Grundeinkommen Marketing für DM? War er in seiner Argumentation pro Grundeinkommen deshalb befangen? Steckt dahinter ein Motiv seines Egos?)

 

Der Deckel auf der breiten öffentlichen Debatte sorgt nun dafür, daß es unter jenem Deckel „kocht“, so daß eine womöglich einseitige Argumentation pro Grundkommen immer weiter in die Köpfe vieler Menschen vordringt.

Das ist die Vorbereitung.

Denn sobald der Deckel von der noch zurückgehaltenen öffentlichen Debatte genommen wird, gibt es schon unzählige Stimmen und Meinungen pro Grundeinkommen, während die Skeptiker und Kritiker in der Minderzahl sind, weil es noch gar nicht wirklich etwas zu verhindern galt.

Und weil viele Menschen auf Teufel komm raus gesellschaftsfähig sein wollen, werden sie dorthin tendieren, wohin die wahrgenommene Mehrheit hintendiert.

(vgl. Kampf um die hiesige Meinungshoheit durch Diffamierung Andersdenkender -> u.a. „Nazikeule“)

 

Deshalb nun die Frage:

Wie frei sind wir in der Abstimmung zum bedingungslosen Grundeinkommen wirklich?

 

Wer kann sagen, daß er seine Grundeinkommensmeinung aus freien Stücken gebildet hat und dabei alle Eventualitäten abgewogen hat, die ihm hätten eintrichtern können, daß er bei einer Abstimmung Für oder Gegen das Grundeinkommen zu stimmen hätte?

Wer ist bereit so weit über den Tellerrand hinauszuschauen, daß er womöglich Gefahr läuft zu erkennen schon immer in seiner Meinung manipuliert worden zu sein, so daß man sich am Ende eingestehen müßte, daß man sich ein Leben lang geirrt hat?

 

„Wenn ein ehrlicher Mensch erkennt, daß er irrt, dann wird er sich entweder seines Irrtums oder seiner Ehrlichkeit entledigen.“

Unbekannt

 

Schlußgedanken zu einer Abstimmung über das bedingungslose Grundeinkommen

Falls eine Abstimmung zum bedingungslosen Grundeinkommen tatsächlich gemacht wird, stellen sich in Bezug auf Marketing und Manipulation noch weitere Fragen:

 

Wer garantiert, daß bei der Auszählung richtig gezählt wird? (vgl. Wahlfälschung)

Wer garantiert, daß das Ergebnis bei einer solchen Auszählung auch wirklich umgesetzt wird? (vgl. Abstimmung zur Rechtschreibreform)

Und wer garantiert, daß es bei dieser einen Abstimmung bleibt?

Denn ansonsten könne man ja so lange abstimmen lassen, bis die einflußreichen Kreise jenes Ergebnis bekämen, welches sie für ihren Plan mit der Welt gerne hätten.

Die Schweiz würde nun jedenfalls nochmals abstimmen müssen, um das „gewünschte Abstimmungsergebnis“ zu erhalten…

 

Fakt ist auf jeden Fall:

Eine verzerrte Selbstwahrnehmung im Kollektiv bedeutet auch ein verzerrtes Ergebnis bei der Abstimmung – auch in Bezug auf das bedingungungslose Grundeinkommen.

 

Weitere Artikel und Gedanken rund um das bedingungslose Grundeinkommen findest Du hier.

Martin Matzat

Martin Matzat ist Philosoph, Referent, Autor sowie Erkenntnis- und Ideologieforscher. Der Dipl. Wirtschaftsingenieur, den die Lösung der sozialen Frage umtreibt, ist bis zur erkenntnistheoretischen Grundlage unserer Weltbilder vorgedrungen und sieht darin die Ursache gegenwärtiger und sich zukünftig wiederholender Ideologien.

Bisher veröffentlichte Bücher:
- Bewußtsein sucht Geld & Freiheit – Finanzielle Freiheit und Networkmarketing im gesellschaftlichen Kontext (2019)
- Die Matrjoschka-Matrix – Erkenntnis und Wahrheit (2020)


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  • Um feststellen zu können, ob eine Abstimmung zum bGE „manipuliert“ würde, müssten wir die Ziele jener Gruppen kennen, welche eine „Manipulation“ vornehmen wollten, um eben jene Ziele zu erreichen.
    Ich betrachte es so: wenn ein bGE dazu beiträgt oder beitragen kann, die Menschen zu „befreien“ (aus dem Schuldgeldsystem, dem Hamsterrad oder aus welcher auch immer „als unfrei wahrgenommene“ Situation) oder Sie mit den Worten Kants „zu mündigen Menschen macht“, dann bin ich pro und die Wahrscheinlichkeit, das die derzeitigen „Systemprofiteure“ (ob nun an der Spitze oder „nur“ als Lakaie) einen Grund hätten, die Abstimmung gemäß ihren Zielen (status quo) zu „manipulieren“, wäre wahrscheinlicher.
    Generell glaube ich, das ein bGE allein nicht ausreicht, um diese Mündigkeit zu erzielen (eher wird sie die Menschen in einen „neuen Gängelwagen“ sperren mit „Vater Staat“ an der Leine. Dies umso mehr, da es die von Kant angesprochenen Gründe (faulheit und feigheit) der Unmündigkeit subtil unterstützt.
    Ein erster Schritt dahin wäre ein dezentral geschöpftes bGE, das die Menschen zurück in die Selbstverantwortung holt – ein bGE, das mit der blockchain Technologie generiert wird zum Beispiel.

    • Lieber Michael,

      Ein sehr interessanter Kommentar.

      Ich will mal folgendes herausgreifen:

      „Generell glaube ich, das ein bGE allein nicht ausreicht, um diese Mündigkeit zu erzielen (eher wird sie die Menschen in einen „neuen Gängelwagen“ sperren mit „Vater Staat“ an der Leine. Dies umso mehr, da es die von Kant angesprochenen Gründe (faulheit und feigheit) der Unmündigkeit subtil unterstützt.“

      Da bin ich bei Dir.

      Wie auch sollte ein Mensch mündig sein, wenn er nicht weiß, was er ist bzw. gar nicht wissen will, was er ist? (-> Faulheit und Feigheit?)
      Wer „manipuliert“ hier also wen? 🙂

      Liebe Grüße
      Martin

      • Zu wissen, was ein Mensch ist bzw. was er will geht mit seiner Mündigkeit einher (wobei die Frage ist, ob sie eine Bedingung dafür ist oder ein Resultat). Zur Mündigkeit gehört ja das „Denken an sich“ (oder wie Kant formuliert: sich seines eigenen Verstandes zu bedienen) demnach gehört auch das Nach-denken über sich selbst – was will ich, wo will ich hin – dazu.
        Das ist eindeutig ein „erster Schritt“ zu einem „Leben als mündiger Mensch“.
        Für den „mündigen Menschen“ wäre dann in diesem Zusammenhang wichtig, das er „es“ mit seinem (!) Verstand tut – sprich: nicht aufgrund von „Manipulation“ – und zwar immer und überall, weil er nicht anders kann, als „selbst zu denken“ (Faulheit und Feigheit keine Rolle mehr bei seinen „Denkprozessen“ spielt)
        Und um auf deine Frage zurückzukommen: Wie wäre es mit „Ego“ vs. „Selbst“ 😉

      • Und um auf deine Frage zurückzukommen: Wie wäre es mit „Ego“ vs. „Selbst“ ?

        Treffer! 🙂

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