12. Oktober 2015

Wie Du mit dem Wechselkurs zwischen Regionalgeld und Euro spielen kannst

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1:1.

Das ist meistens der Kurs, zu welchem diverse Regionalgeld-Initiativen ihr Regionalgeld gegen Euro herausgeben.

Und da der Mensch ja immer wieder nach Orientierung sucht und manchmal deshalb schon fast obrigkeitshörig alles Vorgegebene übernimmt, gibt es auch viele Akzeptanzstellen, die für Euro und Regionalgeld den gleichen Preis angeben.

Du kannst das natürlich auch gerne machen.

Es ist allein Deine Entscheidung.

Du kannst aber auch ein wenig mit Deinen Preisen spielen und Dir dadurch ganz neue Möglichkeiten schaffen.

Ich liebe es zu spielen. Möchtest Du mitspielen?

Was Du als Regionalgeld-Akzeptanzstelle von den Latinos lernen kannst

Seit ich mich mit alternativen Zahlungsmitteln beschäftige, erinnere ich mich immer wieder an ein Erlebnis, welches ich 2009 in Paraguay machen durfte. Rückblickend betrachtet, war dieses Erlebnis nämlich ein echter Augenöffner. 😉

Nun gut.

2009 machte ich eine Reise quer durch Lateinamerika und überquerte daher mit den Reise- und Linienbussen diverse Grenzen, hinter welchen ich dann oftmals die Wechselstuben aufsuchte, um Geld umzutauschen.

Das spannendste „Gelderlebnis“ an dieser Reise war jedoch, daß ich in vielen Geschäften Lateinamerikas nicht nur mit der Landeswährung zahlen konnte, sondern auch mit Euro oder US-Dollar.

Das lag oftmals auch daran, daß die Latinos damals Euro und US-Dollar mehr vertrauten als dem eigenen Geld.

Und so suchte ich in Paraguay einen kleinen Klamottenladen auf, in welchem ich mich nach einem Hemd umschaute.

Wie so oft war schnell auch an diesem Ort eine hübsche Verkäuferin an meiner Seite und fragte mich, ob ich mir das Hemd, welches ich mir gerade ein wenig länger anguckte, kaufen möchte.

Sie nahm das Hemd und bat mich ihr zur Kasse zu folgen.

Dort holte sie die aktuelle Tageszeitung hervor und verwies auf den aktuellen Wechselkurs zwischen US-Dollar und Guaraní, der Währung Paraguays.

Sie sagte ich könne gerne in Guaraní bezahlen. Wenn ich allerdings den Preis umgerechnet in US-Dollar bezahlen würde, bekäme ich auf den tagesaktuellen Wechselkurs einen Rabatt von 10%!

Ein Wechselkurs, der zu meinen Gunsten verändert wird?! Da mußte ich einfach zuschlagen. Ich nahm ein paar meiner US-Dollar aus meinem Geldbeutel und war stolzer Besitzer eines weißen Hemds.

Wie Du als T-Shirt-Ladenbesitzer mit anderen Zahlungsmitteln auch umgehen könntest

Stell Dir vor, Du betreibst einen kleinen T-Shirt-Laden, in welchem Du jedes T-Shirt für 10 Euro das Stück verkaufst.

Und nun kommt ein US-Amerikaner in Deinen kleinen Laden, sucht sich ein T-Shirt aus und sagt mit seinem amerikanischen Akzent:

„Dieses T-Shirt möchte ich kaufen. Aber ich würde gerne in US-Dollar bezahlen.“

Du: „Ok, das wären dann 100 US-Dollar!“

Er: „What!!! Der Wechselkurs liegt gerade mal bei 1:1,1. Das wären dann doch wohl eher 11 US-Dollar!“

Du: „Mag ja alles sein. Aber ich vertraue dem US-Dollar noch weniger als dem Euro und da ist es mir egal welcher Wechselkurs an der Börse ausgehandelt wurde. Ich muß – wenn ich Deine US-Dollar tatsächlich annehme – nicht nur meinen Mehraufwand mit einrechnen, sondern auch auch einen Risikoaufschlag. Denn woher soll ich wissen, ob dieses Papier in 2 Stunden nichts mehr wert ist?!? Und zu allem Überfluß nimmt ja auch kein anderer Laden in der Umgebung den US-Dollar an…!“

Der US-Amerikaner macht auf seinem Absatz kehrt, so daß nur ein leichter Gummigeruch zurückbleibt.

Was ist passiert?

Ok, Du hast nun nichts verkauft, was Du ja eigentlich möchtest.

Aber das sollte Dich nicht weiter stören. Denn Du hast sein Angebot letztlich deshalb abgelehnt, weil für Dich der Tausch (T-Shirt gegen US-Dollar) in einem unbefriedigenden Verhältnis stand.

5 Gründe, warum Du einen kundenfreundlichen Wechselkurs anbieten solltest

Wie Du nun am besten die unterschiedlichen Preise und Wechselkurse Deinen Kunden mitteilst ohne daß Deine Verkäufe ins Stocken geraten, mußt letztlich Du herausfinden.

Gerade zu Anfang ist es allerdings eher unvorteilhaft zu viele Preise auf nur einem Preisschild bzw. Produkt zu haben – das schadet nämlich der Übersichtlichkeit. Allerdings bietet sich wie bei meinem Paraguay-Erlebnis immer auch ein Rabatthinweis an.

Tipp: Wie wäre es zum Beispiel mit einem großen Plakat an Deiner Ladenkasse: Zahle in Regionalgeld und Du erhältst 10% Rabatt!

Hier nun die 5 Gründe, um mit dem Regionalgeldpreis unter dem des Euros zu bleiben:

  • Du willst die Ideologie hinter der Regionalgeld-Initiative unterstützen
  • Du vertraust dem Regionalgeld mehr als dem Euro
  • Du nutzt es für Marketingzwecke
  • Du möchtest Deine Preise in Euro anheben. Deshalb bietest Du den alten Preis in Regionalgeld an und hebst dann
  • Du diversifizierst Deine Produkte und Preise. Das heißt, Du hast ähnliche Produkte, die sich allerdings in ihrer Qualität und ihrem Umfang unterscheiden, so daß Du diese auch zu unterschiedlichen Preisen anbieten möchtest. So kannst Du unterschiedlich zahlungskräftige Kunden gewinnen.

6 Gründe, warum Du einen Wechselkurs anbieten solltest, der „weniger kundenfreundlich“ ist

Manchmal macht es tatsächlich Sinn den Wechselkurs in die andere Richtung zu verändern. Allerdings solltest Du es dabei nicht übertreiben, weil Du Dir dann selbst die idealistischsten Kunden vergrauelst, die Dich dann wiederum auch nicht weiterempfehlen werden.

Tipp: Wenn die Rücktauschgebühr von Deiner Regionalwährung in Euro zum Beispiel 10 Prozent beträgt, so bietet es sich an bei Zahlung in Regionalgeld einen Aufschlag von vielleicht 5 Prozent zu verlangen. Wenn Du nämlich zum Beispiel gute (Geschäfts-)Beziehungen zu einer anderen Akzeptanzstelle pflegen möchtest, die immer mal wieder in Euro zurücktauscht, so bekommt sie bei Dir bei Zahlung in Regionalgeld einen Preisvorteil von immerhin 5 Prozent.

  • Du willst die Ideologie hinter der Regionalgeld-Initiative unterstützen
  • Du möchtest das Regionalgeld (allerdings) zunächst nur ausprobieren
  • Du tauschst alles eingenommene Regionalgeld stets in Euro um und willst die Rücktauschgebühr an Deine Kunden weitergeben
  • Du vertraust dem Euro mehr als dem Regionalgeld
  • Du nutzt das Regionalgeld für Marketingzwecke (bist allerdings nicht so effektiv wie jene Akzeptanzstellen, die mit dem Regionalgeldpreis unter dem des Euros bleiben)
  • Du betreibst eine Wechselstube, wo Du mit diversen Zahlungsmitteln handelst und die verschiedensten Wechselkurse ausgibst

Zusammenfassung:

Es ist Dein gutes Recht zu bestimmen, wann Du Deine Ware oder Deine Dienstleistung gegen ein x-beliebiges Zahlungsmittel eintauschst.

Du mußt Dich keinem „offiziellen“ Wechselkurs bedingungslos unterordnen. Diese Wechselkurse helfen Dir allerdings eine gewisse Orientierung zu gewinnen.

Und selbst wenn die Mehrheit in Bezug auf einen Wechselkurs anders denkt als Du, darfst Du stets Deine persönliche Note in einen Wechselkurs mit einfließen lassen.

Du bist derjenige, der über Deine persönliche „Geldsouveränität“ entscheidet!

 

Hättest Du als Ladenbesitzer das T-Shirt für 11 US-Dollar verkauft? 😛

 

Martin Matzat

Martin Matzat ist Philosoph, Referent, Autor sowie Erkenntnis- und Ideologieforscher. Der Dipl. Wirtschaftsingenieur, den die Lösung der sozialen Frage umtreibt, ist bis zur erkenntnistheoretischen Grundlage unserer Weltbilder vorgedrungen und sieht darin die Ursache gegenwärtiger und sich zukünftig wiederholender Ideologien.

Bisher veröffentlichte Bücher:
- Bewußtsein sucht Geld & Freiheit – Finanzielle Freiheit und Networkmarketing im gesellschaftlichen Kontext (2019)
- Die Matrjoschka-Matrix – Erkenntnis und Wahrheit (2020)


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